Gemaltes Bild zeigt einen Kleingarten mit einem haus mit blauer Tür darin. 4 min
In Leipzig wirft die Ausstellung "Hinter den Toren" einen künstlerischen Blick auf die Welt des Kleingartens. Andreas Höll hat die Schau besucht. Bildrechte: Christoph Sandig
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Die Ausstellung "Hinter den Toren" zeigt Werke der Leipziger Künstlerinnen Gudrun Petersdorff und Annette Schröter, in denen sie sich mit dem Mikrokosmos Kleingarten auseinandersetzen. Andreas Höll hat die Schau besucht.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 03.05.2024 07:40Uhr 04:05 min

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Ausstellung "Hinter den Toren" Leipzigerinnen beeindrucken mit Kunst über Kleingarten

03. Mai 2024, 11:54 Uhr

In der Heimatstadt der Kleingartenanlagen haben sich die Leipziger Künstlerinnen Gudrun Petersdorff und Annette Schröter von dem reichen Kosmos der Kleingartenkultur inspirieren lassen. Die Schau "Hinter den Toren" im HVB Kunstraum zeigt Kunstwerke die auf ganz eigene Weise diese Orte erkunden und zugleich originelle Perspektiven auf diese Welt im Kleinformat eröffnen. So erscheint der Kleingarten in neuem Licht.

Gärten und Parks spielen im Werk der Malerin Gudrun Petersdorff seit jeher eine zentrale Rolle. Doch in der Corona-Zeit des Jahres 2020 ist sie mit einem Mal ganz tief in die Welt der Schrebergärten eingetaucht. Ausgestattet mit einem "Denkzeit"-Stipendium des Freistaates Sachsen hat sie zunächst einmal in einer Leipziger Kleingartenanlage intensiv gezeichnet und aquarelliert. Eingeflossen sind diese dynamischen Studien schließlich in leuchtende Gemälde wie etwa "Kleingarten im Frühling".

Malerei zeigt einen Kleingarten mit Büschen und Bäumen, davor steht ein blaues Auto.
Gudrun Petersdorffs Gemälde "Kleingarten im Frühling" ist in der Ausstellung "Hinter den Toren" in Leipzig zu sehen. Bildrechte: Christoph Sandig

Der Schrebergarten erscheint hier als ein verschlungenes Gebilde aus geometrischen Figuren, die mit gestutzten Hecken und Nadelgewächsen in Kegel- oder Quaderform an französische Parks erinnern und mit den abstrahierten Ovalen von Baumkronen kontrastieren. Die Farben versprühen Kraft und Energie, und man spürt ein subtiles Flirren, wenn etwa dunkles und helles Grün auf ein orangefarbenes Vogelhäuschen trifft.

Blick in einen hellen Ausstellungsraum mit Wendeltreppe. An den Wänden hängen mehrere Kunstwerke in bunten Farbtönen oder Schwarz-Weiß-Optik.
Die Kleingartenkultur ist in der Ausstellung zur Inspiration für eindrückliche Kunstwerke geworden. Bildrechte: Saskia Pramor/@thamphotography/@galerie_koenitz

Leipziger Malerin wird Kleingärtnerin

Die Augenlust hat Gudrun Petersdorff dazu verführt, sich ein eigenes Refugium in der Natur zuzulegen, in genau jener Kleingartensparte, wo sie während der Pandemie gearbeitet hat. Und ebenso sorgfältig wie bei der Komposition ihrer Bilder geht die frisch gebackene Schrebergartenbesitzerin jetzt auch bei ihrer eigenen Parzelle vor, denn vor der Ausführung kommt erst einmal eine genaue Zeichnung zu floraler Gestaltung und Farbkonzept.

Eine Frau mit kinnlangen blonden Haaren und dunklem, gemustertem T-Shirt steht vor einem Gemälde an einer Wand. Darauf sind Pusteblumen zu sehen.
Gudrun Petersdorff steht vor einem ihrer Werke. Bildrechte: Saskia Pramor/@thamphotography/@galerie_koenitz

Gartentore aus DDR-Zeiten als Inspiration

Auch für Annette Schröter war die Corona-Zeit ein Auslöser für die Beschäftigung mit der Kultur der Kleingärten. Und bei ihren Fahrradausflügen in und um Leipzig machte sie damals eine folgenreiche Entdeckung. Sie stieß auf Gartenzäune und Gartentore aus DDR-Zeiten und war sofort fasziniert.

Damals, als es noch keine Baumärkte mit standardisierten Produkten gab, haben unbekannte Handwerker aus Metallstäben, Rohren und Platten ornamentale Kunstwerke geschaffen, die für Annette Schröter zeitlose Qualität besitzen.

Beschreibung: Abstraktes Schwarz-Weiß-Bild mit Ornamenten zeigt ein stilisiertes Gartentor.
Die Leipziger Malerin Annette Schröter ließ sich für ihre Papierschnitte von Gartentoren aus der DDR inspirieren. Bildrechte: Christoph Busse

Sie erinnern, so die Künstlerin, in ihrer geometrischen Formensprache an die Ästhetik des Bauhauses und überraschen mit ihren ebenso reduzierten wie variantenreichen Mustern.

Mit den Mitteln des Papierschnitts verdichtet Annette Schröter die Geometrien von Zäunen und Gartentoren. Und zugleich zeigt sie wie dieser modernistische Formen-Fundus unser kulturelles Gedächtnis geprägt hat.

Eine Frau mit kurzen dunklen Haaren, dunklem Pullover und bunt gestreiftem Rock steht vor einem schwarz-weißen Kunstwerk an einer Wand. Darauf sind kleine Häuser und Gartenzwerge zu sehen.
Annette Schröter steht in der Ausstellung "Hinter den Toren". Bildrechte: Saskia Pramor/@thamphotography/@galerie_koenitz

Ausstellung in Leipzig zeigt Kleingarten als Mikrokosmos

Ergänzt werden diese Schwarz-Weiß-Arbeiten, die teils auch Eingang in die Dauerausstellung des Leipziger Grassi-Museums für Angewandte Kunst gefunden haben, von großformatigen, farbintensiven Papierschnitten, die den Schrebergarten als ein Fest des Ornaments feiern. Bei "Kleingarten im Sommer" sieht man zum Beispiel das Spiel der blauen Rauten eines Obstspaliers mit der ziegelroten Silhouette eines Maschendrahtzauns, der wiederum auf Blumen mit Pepitamuster trifft.  

Ein collageartiges Bild zeigt ein Haus und Pflanzen.
Das Werk "Kleingarten im Sommer" arbeitet mit Verfremdung und lässt den Schrebergarten in neuem Licht erscheinen. Bildrechte: Christoph Busse

In dieser farbenfrohen Stilisierung erscheint die Welt des Kleingartens in einem anderen Licht. Sie ist vertraut und fremd zugleich. Und mit der ästhetischen Kraft der Verfremdung öffnen die Künstlerinnen uns die Augen für den eigentümlichen Mikrokomos des Schrebergartens – als umzäunte Heimat und als Versprechen eines grenzenlosen Glücks.

Informationen zur Ausstellung:

"Hinter den Toren"
Gudrun Petersdorff I Annette Schröter
2. Mai bis 9. Juli 2024

HVB Kunstraum Leipzig
Ratsfreischulstraße 5
04109 Leipzig
Zugang Markgrafenstrasse

Öffnungszeiten:
Donnerstag und Dienstag 14 bis 18 Uhr

Redaktionelle Bearbeitung: lig, hro

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 03. Mai 2024 | 07:40 Uhr

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